Montag, 17. Dezember 2012

Kälte


Blue...like water.
Blue...like heaven is all of the time.
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Kälte.
Langsam breitet sie sich in meinem ganzen Körper aus. Hinterlistig schleicht sie sich ein und lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Wie eine Lawine überrollt sie mich. Bis mir so kalt ist, dass ich gar nichts mehr fühle. Bis alles taub ist. Doch diese Taubheit bringt Ruhe mit sich. 
Einen Moment Ruhe. Das ist alles, was ich brauche. Einen Moment Stille. Denn meine Seele schreit so laut. Einen Moment Wahrheit. Denn die Mauern der Lügen sind so schwer zu durchbrechen. Einen Moment Wirklichkeit. Denn die Illusion scheint so echt. Einen Moment Liebe. Um herauszufinden, ob ich noch fühlen kann.
Wo andere im Winter nach Nähe streben, finde ich, es ist die beste Jahreszeit, um allein zu sein. Denn nur wer in der Kälte die Zweisamkeit bei sich selbst finden kann, kann die Einsamkeit mit jemandem teilen. Und ich möchte etwas Echtes, keine Ablenkung aus Angst, allein zu sein. Es ist schwierig, im Winter etwas "Echtes" von etwas "Scheinbarem" zu unterscheiden. Im Winter liebt man anders. Jemand schrieb: "Im Winter liebt man langsamer, leiser, aber oft intensiver, weil es mehr Zeit braucht, um sich von der Hülle zu befreien, die andere vor uns selbst versteckt, weil es zeit braucht, sich zu zeigen, (...). Im Winter liebt man echter, stärker, es geht nicht so viel verloren, wie zwischen Sommer und weitflächigem Grün. Wenn man im Winter verliebt ist, muss man jeden Tag aufs neue das Frieren überwinden, um an Wärme zu gelangen. im Winter zu lieben, bedeutet, das schwarz jeden Abend vor Augen zu haben, die Herzen sind schwerer zu überzeugen und dennoch, wer im Winter seinen Brustkorb öffnet, atmet jeden Herzschlag des anderen ein."
Es ist lange her, da hatte ich etwas "Echtes". Doch im Laufe der Zeit wurde unsere Geschichte zu einem Lied und wenn es dunkel ist, höre ich, wie der Wind es mir vorsingt. Im Laufe der Zeit wurde unsere Geschichte zu einem Märchen, denn wenn man sie erzählt, beginnt sie mit "Es war einmal...". Am Ende wurde unsere Geschichte wurde zu Kälte. Denn sie hat mir das Gefühl genommen, hat mich taub gemacht, so dass ich nicht mehr leide.
Aber ich möchte wieder fühlen können. Die Kälte aus meinem Leben vertreiben, die Taubheit auftauen. Ich möchte vor Freude tanzen, die Wärme eines Menschen in mir aufsaugen und sanft mein Haar vom kalten  Winterwind streicheln lassen. Aber ich möchte auch leiden, vor Schmerz um mich schlagen und warme Tränen meine Wangen herunterlaufen fühlen.
Doch ich bin taub. Ich spüre nicht einmal mehr die Kälte.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Alles wird anders.


Ich könnte auch einfach weitermachen so wie bisher, aber wo ist das Ziel? Ich seh es nicht mehr. 
Ich lauf auch den Idioten nur hinterher und mit jedem Tag werd ich denen ähnlicher. 
Alle reden nur, alle reden schlau daher und mit jedem Wort klingt es überheblicher. 
Und mit jedem Wort wird es für mich deutlicher. 
Warum labert ihr mich zu? Ich versteh euch nicht mehr.
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Ich helfe einer Freundin ihr Zimmer für den bevorstehenden Umzug auszumisten. Überall stehen Kisten, man kann fast nicht mehr laufen. Und zwischen Kindheitsträumen, Zukunftsplänen und all den anderen Geschichten, die dieses Zimmer erzählt, wird mir klar, dass es in mir nicht anders aussieht. 
Auch in mir ist eine Menge Seelenmüll aufgestaut und auch ich werde umziehen. Ich werde in ein neues Leben umziehen. Und dazu werde ich alles rauswerfen, was mich belastet. Raus mit schlechten Eigenschaften, raus mit Schwermut, Gleichgültigkeit und Gefühlskälte. Raus mit den Depressionen, die mich seit 6 Jahren begleiten. Raus mit Krankheit, Trägheit und Schmerz - körperlichem wie seelischen - der mich in der Vergangenheit manchmal fast umgebracht hätte.
Ich sage "ja" zu einem neuen Leben. Ich nehme all die unausgesprochenenen Entschuldigungen an. Ich verzeihe auch mir selbst. Ich toleriere Eigenschaften, die ich an anderen nicht leiden kann und finde mich auch mit meinen Lastern ab. Werde anstatt grau auch mal wieder bunt malen. Ich machte kaputt, was mich kaputt macht. Ich werde wieder träumen - untertags und in der Nacht. Ich werde gegen meinen größten Feind - mich selbst - gewinnen und für meinen besten Freund - mich selbst - kämpfen. Ich werde zum umjubelten Revolutionär und kritisierten Freigeist meines eigenen Lebens und beschmiere meine Wände mit selbsterfundenen Parolen. Ich erfinde mich selbst neu. Und nehme die Herausforderung an: ich sage ja zum Leben.