Mittwoch, 7. August 2013

Stillness of heart


All you see of me,
you have set me free to be.
All of this, is yours.
- Tyler Knott -
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Stromausfall. 
Der Regen tröstet leise die plötzliche, ungewohnte Stille. Die Kerzen machen der Dunkelheit Mut. 
Ich sehe die Blitze, das Gewitter, das sich lautstark mit dem Himmel streitet. Und ich liebe die Ruhe, die die Elektrizitätlosigkeit mit sich bringt. Was alles an den Stromkasten angeschlossen war, bemerke ich erst jetzt. Ein Stromkreis, der alles verbindet. Ein Auslöser, der alles lahm legt.
Stromausfall in meinem Leben, meinem Kopf, meiner Seele. Schalter an, Tag für Tag. Ein Schalter, mehrere Schalter - Strom, Strom, Strom. Aber bloß nicht mit dem Strom schwimmen! Immer das Beste geben, aber nie gut genug sein. Kämpfen für etwas, an das du glaubst, aber niemand sonst. Besser sein, schneller sein, mehr sein. Ziele, Erfolg, Geld. Strom, Strom, Strom. Zu viele Stromquellen, ein unentwirrbares Stromnetz, das sich Alltag nennt. Bis ein Gewitter aufzieht, sich aufbäumt, droht. 
Dann Stille.
Unmut. Ein kleiner, sekundenschneller Blitzeinschlag soll ein ganzes, ratterndes System lahm gelegt haben?
Orientierungslosigkeit. Wo befinde ich mich? Habe ich überhaupt auf meine Umwelt geachtet? Wohin hat mein Weg mich geführt?
Ich höre zu. Höre den Regen, der den Himmel mit zärtlichen Worten wieder versöhnt. Ich versuche mich in der Unbekanntheit zurechtzufinden. Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an das schwarz, doch mein Herz sieht klarer als je zuvor. 
Jedes Wort eines Menschen - bunte Wellen. Jedes Rauschen, wenn der Wind durch die Blätter eines Baumes zieht - klare Worte. Jeder Regentropfen auf meiner nackten Haut - ein Pflaster für all die Narben.
Ich fühle mich so leicht wie nie zuvor. Ich habe es geschafft. Ich habe losgelassen. Meine beißenden Gedanken, meine schreiende Furcht, mein schizophrenes Ego. 
Ruhe für mein Leben, Ruhe für mein Herz. Ausgeglichenheit, Zufriedenheit, Ruhe. Ein erholsames grün.

Leise aus der Ferne höre ich Musik. Deine Stimme durchbricht die Dunkelheit. 
Komm zurück, ich lade dich ein. Aber wenn du kommst, tanz mit mir, tanz mit mir über die leeren Straßen bis wir schweben. Sprich mit mir, erzähle mir all die Geschichten, die dein Herz schwer machen. Erzähle sie mir, ohne ein Wort zu sagen. Lass dich darauf ein, lass los, lass zu.Verliere mit mir. Verliere die Angst, verliere die Gedanken, verliere den Verstand. Verlier dich mit mir. Komm zu mir, wann immer du willst. 
Aber lass das Licht aus. Denn wir brauchen kein Licht, solange es Glühwürmchen gibt.