Sonntag, 1. September 2013

Take your time to trust in me. You will find infinity.


"Wenn ich sehe, mit welchem Eifer ein Kind immer wieder auf die Schnauze fällt, wieder aufsteht und irgendwann laufen kann, frage ich mich, wieso das mit dem Lieben nicht auch so funktionieren sollte.
Denn das Tolle ist: man kann darin ein Leben lang besser werden.
 Laufen lernen kann man nie wieder, wenn man es einmal beherrscht.
Lieben lernen kann man immer wieder neu."
- Dr. Eckart von Hirschhausen -
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Liebe macht Angst, deswegen schrecken die meisten davor zurück.
Ich selbst folge diesem Schema mit Leidenschaft. Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich wahrscheinlich nicht einmal Angst davor zu lieben, sondern davor geliebt zu werden.
Wenn ich liebe, liebe ich echt. Ich will nicht verändern, nicht einschränken, nicht festhalten. Ich will verstehen, ich will auffangen, ich will schweigen. Ich will alles von ihm wissen, ohne dass mir die Fragen ausgehen. Ich will ihn niemals zum Reden zwingen, wo keine Worte gebraucht werden. Ich will lachen, bis mir die Tränen kommen und ich will kindisch sein. Ich will streiten, bis die Wände beben, denn Reibung erzeugt Wärme. Ich will alles, solange es echt ist. Solange ich etwas fühle.
Geliebt werden ist etwas anderes. Geliebt werden bedeutet zuerst einmal sich selbst zu akzeptieren. Und auch, wenn ich mich selbst mit gutem Gewissen als "liebens-wert" bezeichnen kann, muss der Andere etwas in mir sehen, das ich selbst nicht sehe. Denn Liebe ist grenzenlos. Und es ist leichter, grenzenlos zu lieben als grenzenlos geliebt zu werden.
Grenzenlosigkeit schließt all das ein, was ich selber ausschließe. Es sind die 2 Kilo zu viel auf den Rippen. Es ist meine Frisur nach dem Aufstehen und meine eigene Durchschnittlichkeit. Es sind die Momente, in denen ich nicht aufhören kann, zu reden. Worte, die ich eigentlich nicht sagen will. Impulsive Emotionen, für die ich mich schon schäme, bevor sie ausbrechen. Das "Ich-bin-zwar-ok-aber-nicht-gut-genug-Gefühl". Es ist das Überschreiten der Grenze von Vertrautheit zu Intimität. Es ist die Überwindung, echt zu sein und echt zu bleiben. Es ist das Geständnis, dass ich Angst vor der Stille habe. Es ist die Offensichtlichkeit, dass ich verletzlich bin, dass ich nachts seine Nähe brauche. Es ist aber vor allem das grenzenlose "Ja" an mich selbst.
Vielleicht aber geht das Lieben und geliebt werden Hand in Hand. Denn liebe ich nicht einen Menschen umso mehr, wenn er meine Fehler liebt? Wenn er nicht davor zurückschreckt, sich mit mir zu zeigen, auch, wenn ich ungeschminkt bin? Wenn er mich mit diesem liebevollen Blick ansieht, weil ich mal wieder zu schüchtern war?
Lieben kann man nicht lernen. Aber man kann lernen zuzulassen. Und ich verspreche, wenn er mich in seinem Leben zulässt, dann werde ich nicht nur ihn grenzenlos lieben, sondern auch mich.