Donnerstag, 21. Juni 2012

Niemals nichts.



Denn vielleicht hänge ich so sehr an dir, weil ich dich erfinde. Manchmal stimmst du allerdings mit
deinem Bild überein. Jedenfalls nährst du es.
- Antoine de Saint-Exupéry -

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Da war sie also. Die SMS, die mir mein Herzchen in die Hose fallen ließ. Die mir Tränen der Freude in die Augen jagte. Die nicht unerwarteter hätte sein können.
Da war er wieder. Der einzige Mann, den ich je geliebt habe. Der Steppenwolf, der entschieden hatte, zu gehen. Der nun wohl entschieden hatte, wiederzukommen. "Es gibt Menschen, mit denen zu leben nicht leicht, und die zu lassen unmöglich ist.", schreibt Thomas Mann in Doktor Faustus. Offensichtlich ist es bei uns genau so, denn schon oft hatte er mir den Rücken zugekehrt, noch öfter kam er reumütig zu mir zurück.
Nun wollen wir versuchen, so etwas wie Freunde zu sein. Doch kann man mit einem Menschen, den man so sehr liebt "nur" befreundet sein? Ich weiß es nicht. Aber die Gegenfrage ist: Ist es besser, sich nicht zu sehen und einen Streit vorzutäuschen, nur weil man die gegenseitige Nähe nicht erträgt oder ist es besser, normal miteinander umzugehen und dafür zu Leiden wie ein Hund, weil man weiß, dass man niemals mehr "seins" sein kann? Es gibt keinen guten Weg. So oder so tut es weh.
Zwischen uns war niemals nichts. Es war noch nie nichts gewesen. Was es auch ist - es war immer da. Und genau davor habe ich die meiste Angst. Weil ich weiß, dass es nicht vergeht. Dass dieser Funke immer wieder überspringt, wenn wir uns sehen. Dass dieses Feuerwerk sich neu entzündet. Dass er wieder dieses Strahlen in seinen Augen hat, dem ich mich nicht entziehen kann. Dieses Strahlen in seinen außergewöhnlichen braunen Augen. In ihnen konnte ich lesen, was wirklich vorging. Sie schienen wehmütig, funkelten tapfer, strahlten glücklich und sahen, wofür so viele blind waren. Was sahen seine Augen wohl in mir? Sahen sie die Stärke, die ich aufbringen musste, um ihm wieder aufrecht gegenüber zu treten? Bemerkten sie mein zitterndes Herz?
Ich habe Angst, ihm wieder in die Augen zu sehen, mich in seinen Armen fallen zu lassen. Habe Angst, mich bei ihm wohlzufühlen. Vielleicht, weil ich weiß, dass es so sein wird.
Aber nicht noch einmal kann ich mich auf diese Folterspielchen einlassen. Es war nicht mehr als eine Zwangsweste, die ich mir selbst anlegte.
Es vergeht nicht. Und deswegen sollte ich versuchen, das Beste aus einer ausweglosen Situation zu machen. "Lieben bedeutet die Kontrolle zu verlieren." (Paulo Coelho) Und deswegen lasse ich das sprichwörtliche Lenkrad los. Denn zwischen uns war niemals nichts.

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